Schlecht geordnete und unübersichtliche Arbeitsumgebungen behindern den Arbeitsprozess und stehen nicht nur den Patientenbedürfnissen,
sondern auch der Mitarbeiterzufriedenheit im Weg. In Mitarbeiterteams von Krankenhäusern, die sich eine gemeinsame Arbeitsumgebung teilen
und im Schichtbetrieb arbeiten, wirkt das besonders belastend. Das einzelne Teammitglied kann die Situation allein nur begrenzt verbessern.
Die alltäglichen Arbeitsprozesse in Krankenhäusern werden sehr häufig von unproduktiven und vermeidbaren Tätigkeiten behindert, wie suchen,
rückfragen, Doppelarbeiten, vermeidbare Wege, etc. Solche Zeitfresser werden von vielen Mitarbeitern zu Recht als sinnfreie Tätigkeiten
empfunden.
Ein effektiver und niederschwelliger Weg zur Vermeidung von Zeitfressern ist die 5S-Methode. Die Praxis zeigt seit längerem, dass die
5S-Vorgehensweise für Organisationseinheiten von Krankenhäusern besonders nützlich ist und bei Mitarbeitern hohe Akzeptanz findet. Eine
wissenschaftliche Untersuchung in schwedischen Krankenhäusern konnte schon vor einigen Jahren einen positiven Zusammenhang zwischen 5S und
der Arbeitszufriedenheit zeigen1.
Wie ist die Vorgehensweise bei 5S?
Die 5S Vorgehensweise kommen aus dem Lean Management. Sie zielt darauf ab, in der eigenen Arbeitsumgebung Ordnung und Übersichtlichkeit
sicherzustellen. Damit werden unnötige Tätigkeiten, wie suchen oder Fehler nacharbeiten, vermieden. Die Abkürzung 5S steht für die fünf
Schritte der 5S-Methode, die jeweils mit „S“ beginnen:
5S lässt sich schnell umsetzen und kommt ohne Projektstruktur aus
Auf den Punkt gebracht steht die 5S-Methode für das Motto: keep it simple. Die Arbeitsumgebung ist
so eingerichtet, dass sie den Fluss der Arbeitsprozesse optimal unterstützt.
Die Teammitglieder sollen sich in ihrer Arbeitsumgebung intuitiv zurechtfinden können. Dazu sind visuelle Organisationshilfen sehr nützlich.
Im Lagerraum einer Bettenstation ist z.B. durch Bodenmarkierungen gekennzeichnet, wo Rollstühle und Rollatoren abgestellt werden.
Auch Informationen lassen sich durch Visualisierung intuitiv im Team austauschten, z.B. über strukturierte Stationsboards. Gerade bei
asynchronen Arbeitszeiten der Teammitglieder, wie z.B. auf Bettenstationen oder im Kreißsaal, ist die Visualisierung von ständig benötigten
Informationen besonders nützlich.
Für die erstmalige Anwendung der 5S-Methode braucht es nur wenig Vorbereitung. Bereits mit einem 1-tägigen Fortbildungsworkshop vor Ort,
z.B. auf einer Pflegestation, kann das 5S-Vorgehen praktisch angewendet werden. Zusätzlich wird mit den Leitungskräften des Arbeitsbereichs
das erforderliche Führungshandeln zum Erreichen der dauerhaften Umsetzungstreue abgestimmt.
Die 5S-Methode funktioniert auch dann, wenn sie „stand-alone“ in einer einzelnen Organisationseinheit wie z.B. einer Station, einem
Funktionsbereich oder einer Abteilung eingeführt wird. Das ermöglicht z.B. die schrittweise Ausweitung auf weitere Organisationseinheiten,
je nach Prioritätensetzung.
5S ist sehr gut geeignet für die niederschwellige „bottom-up“ Umsetzung. Dieses Vorgehen bedarf keiner Projektstruktur und ist in jeder
Hinsicht ressourcenschonend.
Umsetzungstreue erfordert richtiges Führungshandeln
Unmittelbar nach der erstmaligen Anwendung der 5S-Methode sind die Erfolge sofort für alle Teammitglieder sichtbar und die Motivation zur
Aufrechterhaltung der neu gewonnenen Übersichtlichkeit ist groß. Doch die Macht der menschlichen Gewohnheit ist größer. Und so wird das
Pendel bald zurückschwingen. Am Computer-Monitor tauchen wieder erste Klebezettel auf, das Stationsboard ist nicht aktuell, Rollstühle
stehen auf dem Flur, etc.
Die Leitungskraft muss auf diese Situationen vorbereiten sein und wissen, was nun zu tun ist. Jetzt kommt es auf das richtige
Führungshandeln an. Die Leitungskraft muss die Abweichung vom Soll-Zustand konkret und unmittelbar ansprechen. Sie muss die sofortige
Wiederherstellung des Soll-Zustands einfordern. Das erfordert von der Leitungskraft Wertschätzung und gleichzeitig hartnäckige Konsequenz.
Das ist nicht immer einfach. Gerade in dieser Phase bedarf es der Stärkung durch die übergeordnete Führungskraft.
Doch derart konsequentes Führungshandeln zahlt sich aus. Für die Leitungskraft und für das gesamte Team. Schon bald wird die neue
Arbeitsweise für die Teammitglieder zur neuen Routine. Die alten Gewohnheiten verblassen. Richtiges Führungshandeln sorgt so für die
kontinuierliche Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung der neu geordneten und übersichtlicheren Arbeitsumgebung.
5S - von der Methode zur Haltung
Die Bezeichnung „5S-Methode“ ist nur insoweit treffend, als sie eine Abfolge von Vorgehensschritten
beschreibt, um das angestrebte Ergebnis zu erzielen. Das ermöglicht einen niederschwelligen Einstieg in die Arbeit mit 5S, vergleichbar
mit einem Kochrezept.
Auf lange Sicht betrachtet, handelt es sich bei 5S in erster Linie um eine Haltung.
Nach der erstmaligen Schaffung einer neu geordneten und übersichtlicheren Arbeitsumgebung mit 5S geht es zunächst um die Sicherung des
neuen Soll-Zustands. Durch geeignetes Führungshandeln wird verhindert, dass die alten Gewohnheiten obsiegen. Der ungeordnete Ausgangszustand
ist dann erfolgreich in den geordneten Soll-Zustand transformiert. Damit könnte man sich nun zufriedengeben und es bei der Konservierung
des erreichten Zustands belassen.
An dieser Stelle kommt die Haltung ins Spiel. 5S will dazu anregen, im Arbeitsalltag fortlaufend nach weiteren Verbesserungsmöglichkeiten
Ausschau zu halten. 5S ist eine Einladung zum Ausprobieren. Das Team darf eine Verbesserungsidee für den eigenen Arbeitsbereich einfach
testen und im Erfolgsfall den Soll-Zustand unmittelbar anpassen. Das erzeugt Motivation und Freude an Veränderung und steht damit im
positiven Gegensatz zu einem oftmals verbürokratisierten betrieblichen Vorschlagswesen.
Fazit
Es lohnt sich mit 5S die allgegenwärtigen Zeitfresser anzugehen und damit insbesondere die Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter zu
verbessern. Die Vorteile für Krankenhäuser sind:
echtprozess consultants verfügt über besondere Expertise darin, wie Krankenhäuser mit 5S geordnete und übersichtlich Arbeitsbereiche
schaffen, dadurch die Patienten- und Mitarbeiterzufriedenheit erhöhen und die Prozesseffizienz verbessern.
1 | Lindskog P, Hemphälä J, Eklund J, Eriksson A. Lean in healthcare: Engagement in development, job satisfaction or exhaustion? Journal of Hospital Administration 2016, Vol. 5, No. 5:91-105 https://doi.org/10.5430/jha.v5n5p91 |